Sonntag, 29. März 2009

München leuchtet

München hat geleuchtet. Nur kurz. Gestern Vormittag. Zu Kurz !

Süddeutsche Bauchlandung


Kann eine städtische Tageszeitung die nicht mehr "in der Stadt" gemacht wird, sondern in einem anonymen Glasscherbenviertel an einer Ausfallstrasse, irgendwas taugen ? Die Entscheidung, die Produktion aus der Enge der Altstadt zu nehmen, kann ich irgendwie verstehen - obwohl die Vervielfältigung von Informationen und Werbung auf plattgewalztem Holz IMHO sowieso kein Zukunftsmodell darstellt. Als Journalist und Redakteur, der bisher in einer zentralen Innenstadtlage gearbeitet hat und nun in die hässlichste Peripherie pendeln muss, wäre ich aber dermaßen angepisst von diesem Umzug dass die Kündigung nicht nur innerlich stadtfinden könnte.

Auf den jetzt freiwerdenden Flächen soll die gefühlt inzwischen tausendste Einkaufsgallerie entstehen. Die Mischung aus Läden, Gewerbe und Wohnraum in Premiumqualität scheint sich immer noch gewinnbringend verkaufen zu lassen. Ob auch ein nachhaltiger Betrieb möglich ist wird sich erweisen müssen. Aus meiner Sicht - und ich bin ein fanatischer Stadtfan - scheint die Sättigungsgrenze inzwischen aber erreicht oder schon überschritten zu sein.

Und wenn ich schon dabei bin über Fehlentwicklungen in der Stadt zu ätzen: Karstadt hatte ein Problem - die innerstädtischen Warenhäuser in Premiumlagen (wie Oberpollinger) haben nicht die Renditen gebracht die man erwartet hatte (nur nebenbei: nicht-Premium Lagen hatten ein noch viel größeres Problem und sind oder werden "abgewickelt"). Nun hat man die Flucht nach vorne angetreten und aus dem Oberpollinger ein "Premium Warenhaus" gemacht - eigentlich ist das gar kein Warenhaus mehr sondern eine Anhäufung von Flagship Stores der einschlägigen Edelmarken. Wenn ich bei Edelmarken einkaufen will dann gehe ich in München in die entsprechenden Läden in der Maximiliansstrasse - und sicher nicht in ein umgewandeltes Kaufhaus. Zumal die einzelnen Abteilungen dort teilweise einen Charme irgendwo zwischen Wellblechhütte, Flughafen VIP Lounge und Fußgängertunnel ausstrahlen. Dieses Konzept wird IMHO eine grandiose Bauchlandung erleben !

Samstag, 28. März 2009

Perfektionismus und Überfluss

Die kanadische Jazzpianistin und -Sängerin Diana Krall hat, nach ihrer Babypause, wieder eine Platte aufgenommen - oder besser gesagt produzieren lassen. Eines vorweg: Das Ergebnis ist perfekt.

Aber gänzlich überflüssig.

Musste es ausgerechnet tausendfach abgenudelter Bossa Nova sein ? Die Streicher Arrangements  stammen wieder von Claus Ogerman. Der hat schon für die schmalzige Untermalung der Stimme von Frank Sinatra gesorgt - und hat den Schmachtfaktor von Jobims Originaleinspielungen deutlich erhöht. Aber ist das heute noch nötig ?

Wer Diana Krall noch nicht kennt sollte sich eine ihrer Vorgängerplatten kaufen. Wer sie kennt und mag sollte die Finger davon lassen. Und wer dem Sammeltrieb verfallen ist kann sich das Werk auch anderswo beschaffen.

Und wer guten Jazz mit südamerikanischem Einschlag kennenlerne möchte sollte sich lieber hier umhören: Bruno Böhmer Camacho, Esperanza Spalding, Bebel Gilberto

Fleischfresser und Blutschwitzer

Wenn noch jemand einen Beweis benötigt dass die Art und Weise wie in unserer Agrarwirtschaft Fleisch produziert wird schlicht und einfach ekelerregend ist - ein Spiegel Artikel hilft.

Guten Appetit noch ! 

Dienstag, 24. März 2009

Falsche Zeit für Bundespräsidenten

Die Berliner Rede des Bundespräsidenten war keine Berliner Rede. Keine Ruckrede. Keine mutige und aufrüttelnde Ansprache. Er hat es allen Recht gemacht - Alle, von den Linken bis zur bayerischen CSU, stimmen zu. Alles richtig gemacht - für eine Wiederwahl. Alle Chancen vertan - für einen Aufruf zu einem Neuanfang.

Attac hat die Zeit imitiert. Welche Zeitung sonst. Sehr professionell. Sehr visionär. "Wer Visionen hat muss zum Arzt". Das besondere sollen die ausschließlich positiven Nachrichten sein.  "GM Konkurs" - "Banken verstaatlicht" - "NATO Debakel in Afghanistan" - "Anhaltende soziale Unruhen" .... Unter positiven Nachrichten verstehe ich etwas anderes. 

Aber zumindest ist die TAZ/Attac Sondernummer der Zeit erheblich aufrüttelnder, kontroverser und inspirierender als eine Rede des Bundespräsidenten.

Frank Walter S. im Abseits

Ich hielt Frank Walter Steinmeier für den besseren Kandidaten. Relativ (im Vergleich zu anderen Politikern) integer und geradlinig. Wenn dieser Mann nun endgültig in die populistische Schiene abgleitet und sich z.B. für eine Ausweitung der so genannten "Umweltprämie" ausspricht wird er für mich unwählbar !

Donnerstag, 19. März 2009

Finalisten des BMW Welt Jazz Award 2009

Die Jury hat entschieden und schickt erwartungsgemäß [em] ins Finale - und für mich sehr überraschend Minsarah.  Aus meiner Sicht hat dieses Trio ziemlich banalen "Professorenjazz" geboten. Richtig gut ist aber deren Einspielung zusammen mit Lee Konitz - dem genialen Mann am Sax den Miles Davis als ersten Weissen in einer seiner Formationen besetzt hat.

Dienstag, 17. März 2009

Prominente Kompetenz

Eckes, Kerner und Lahm (Kompetenz hoch drei) machen Reklame für Bild. Drei gute Gründe mehr sich die Finger an diesem elenden Scheißblatt nicht dreckig zu machen.

P.S.: Es gab übrigens auch schon mal ausgesprochen gute Reklame für das Blatt (Perlen für die Sau sozusagen) - und noch bessere Parodie.

BMW Welt Jazz Award die Sechste

Nach dem fulminanten Auftritt des Trios [em] in der sechsten und letzten Matinee des BMW Welt Jazz Award 2009 sind diese Musiker zumindest für mich für das Finale fest gesetzt. Michael Wollny hat als erster den Steinway Flügel so richtig zum brummen gebracht - und das Trio ist perfekt aufeinander eingespielt - besonders die immer wieder eingestreuten Pausen im schnellen Zusammenspiel machten dies deutlich.

Als zweiten Finalisten würde ich mir das Steve Klink Trio wünschen da ich deren Matinee nicht sehen konnte - oder Bruno Böhmer Camacho wegen der inspirierenden Verbindung von südamerikanischen Rhythmen und traditioneller europäischer Jazzschule.


Brennend interessieren würde mich ob die Jury ihre Entscheidung wirklich unabhängig vom Publikumsvoting treffen wird - und ob die Auftrittsreihenfolge zufällig entstanden ist oder nicht schon eine gewisse Vorentscheidung der Jury darstellt.

Donnerstag, 12. März 2009

Musikgeschmack

Und noch eine Statistik:
6.3% der Deutschen hören hauptsächlich Jazz (2.6% "Modern" und 3.7% "Oldtime"). Zum Vergleich: Mehr als zwei drittel geben an hauptsächlich deutschen Schlager, Pop und Volksmusik zu hören. Ich gebe zu, es gibt Statistiken die mich mehr schockieren als die der Verkehrstoten auf Autobahnen in Deutschland oder der Amokläufer an Schulen international.

Fernsehen erzeugt Alzheimer

Die inzwischen auf über 20 Minuten erweiterte "Werbe - Info - Entertainment" Schiene vor den Abendnachrichten der Öffentlich-Rechtlichen wird immer unerträglicher. Dass hier "der Grundversorgungsauftrag zur Bespaßung geriatrischer Zielgruppen" (Zitat SpiegelOnline) offensichtlich sehr erfolgreich erfüllt wird lässt sich an den Werbeschaltungen erkennen. Bisher gab es vor allem Werbung für allerlei Hilfsmittel die den Lebensabend irgendwie erträglicher machen sollen - bis hin zu den markanten blauen Pillen. Vor kurzen ist dann auch noch Werbung für Bestattungsinstitute aufgetaucht - die Zielgruppe von ARD und ZDF wird offensichtlich immer hinfälliger.
Apropos älter - wir machen uns ja seit langer Zeit Sorgen dass der Fernsehkonsum unsere Kinder und Jugend "beschädigt" ("Fernsehen macht Dick, Dumm und Gewalttätig", lt. Studie von Hirnforscher Prof. Manfred Spitzer) - viel mehr Sorgen sollten wir uns aber möglichweise um den Geisteszustand der "Best-Ager" machen - die sitzen nämlich nach entsprechenden Studien offensichtlich nur noch vor der Glotze und lassen sich berieseln. Ich wette dass sich auch eine Studie erstellen lässt die den Zusammenhang zwischen Alzheimer und Fernsehkonsum unzweifelhaft nachweist !

Dienstag, 10. März 2009

Himmelblaue Konsumanreize

Das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au hat für den Münchner Autohersteller BMW den ultimativen Konsumtempel erschaffen. Das Gebäude wirkt von aussen etwa so charmant wie ein Stealth Bomber im Kampfeinsatz. Innen gibt es so viel hohl umbauten Raum wie sonst nur in mittelalterlichen Kathedralen. Früher ging man Sonntags in die Kirche - heute in die BMW-Welt. Innerhalb eines Jahres wurde daraus eine der meisstbesuchten Anziehungspunkte Münchens - zumindest laut Eigenaussage BMW. 


Eines muss man jedoch neidlos anerkennen: Die Verbindung zur umgebenden Architektur der 70er Jahre (Olympiagelände & Vierzylinder) ist perfekt gelungen !

Sonntag, 8. März 2009

BMW Welt Jazz Award die Fünfte

Heute war im Doppelkegel der BMW Welt Frauenpower angesagt - pünktlich zum unsäglichen "Weltfrauentag". Das Anke Helfrich Trio hat die Vorgabe "Piano Trio" bisher am freiesten und abwechslungsreichsten interpretiert - zwischen Jazz Standards und Abwandlungen in Richtung Free Jazz - zwischen Steinway und Fender Rhodes. Teilweise durchaus anstrengend für Sonntag Mittag - aber immer interessant.

Freitag, 6. März 2009

Gehts Noch ?

Theoretisch könnte man all diese acht Gadgets "In One" bekommen - in Form eines iPhones oder eines anderen sog. Smartphones. Wäre aber ein fader Kompromiss - irgendwie hat jedes einzelne Gerät so seine Berechtigung (für mich). Abgesehen davon dass sie alle ungefähr genau die selbe Bedeutung haben wie die Ehe - sie lösen Probleme die man ohne garnicht hätte.

Sascha Lobos Schuhgröße

Warum die Schuhgröße im Netz stehen sollte weiss ich zwar immer noch nicht - aber abgesehen davon ist dieser Artikel sehr erhellend was die Funktion und Relevanz sozialer Netzwerke betrifft.

Montag, 2. März 2009

Kind of Blue

Heute vor genau 50 Jahren fand die erste Aufnahmesession für Kind of Blue, das meistverkaufte (und IMHO beste) Jazzalbum überhaupt, statt. In Manhattan - wo sonst. Von Miles Davis - wem sonst. Um das Album ranken sich Mythen und Legenden von denen nicht alle Richtig sind. Bilder gibt es keine - erst die zweite Session ca. einen Monat später wurde fotografisch dokumentiert. Die Musik ist geblieben - modaler Jazz - zeitlos - schnörkellos - unaufgeregt - eigentlich unspektakulär aber schlicht genial !